Und immer wieder Wirecard

Klugscheißer unterwegs

 

Der Fall Wirecard läuft genau so ab, wie immer in diesem Land. Wenn das Kind im Brunnen liegt, kommen die Besserwisser und kritisieren ex-post das Geschehene. Hinterher ist man immer schlauer.

 

Das geschieht auch immer in dem Duktus, dass irgendjemand schuld sein muss. Meistens wird er sogar benannt. Es geht diesen Besserwissern eigentlich nicht darum, dass das nicht wieder passiert, sondern eigentlich nur darum jemanden „ans Kreuz zu nageln“.

 

Wichtiger wäre es eigentlich, das Thema bedrohungsfrei aufzuklären und dann dafür die Strukturen zu schaffen, dass das nicht wieder in der Art passiert. Das wird auch sicherlich passieren, aber erst einmal wird hypoventiliert.

 

Keiner hat was falsch gemacht

 

Einen weiteren Aspekt, der immer wieder passiert, kann man zusammenfassen: Keiner hat etwas falsch gemacht und trotzdem passiert ein Unglück.

 

Neben den Besserwissern gibt es die andere Fraktion, die sich rechtfertigen muss. Die potenziellen Schuldigen aus Sicht der Besserwisser nämlich.

 

Man beobachtet oft dieses Phänomen, dass sich alle an das Handbuch der Regeln gehalten haben, aber trotzdem der Prozess zu einem schlechten Ergebnis führt. Tja, ein Handbuch beschreibt immer nur bekanntes Terrain und kann deshalb mit Sachverhalten „außer der Reihe“ nicht umgehen, weil sie halt nicht vorgesehen sind.

 

Zudem ist das Handbuch eine Art Knüppel: Wenn jemand so schlau ist, eine mögliche Lücke im Handbuch zu erkennen und es dann auch ausspricht, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er ruppig darauf hingewiesen wird, seinen Job zu machen und das Denken anderen zu überlassen. Mitdenken wird bestraft. Dann läßt man das lieber.

 

Das Handbuch ist ein Sinnbild für Strukturen. Strukturen machen viel Sinn, weil sie Nachvollziehbarkeit und Sicherheit geben für die, die in diesen Strukturen wirken. Auf der anderen Seite killen sie Fantasie und Offenheit für Veränderungen. Und Kriminelle sind den Strukturen oft einen Schritt voraus (siehe auch Cum-Ex).

 

Ich denke, das ist Teil des Problems.

 

Psychopathen und Narzissten

 

Ein Punkt, der zumindest öffentlich nicht angesprochen wird, sind die Psychogramme der handelnden Personen bei Wirecard.

 

Es ist ja eigentlich immer nur von Herrn Braun und Herrn Marsalek die Rede, aber das reicht schon. Ich stelle mir die Frage, wie es passieren konnte, dass solche Psychopathen und Narzissten in Top-Führungspositionen eines solchen Unternehmen kommen konnten und sich halten konnten.

 

In jedem anderen Unternehmen wären sie spätestens bei einer Beförderung zum Teamleiter ein Fall für die HR-Abteilung und für den Therapeuten geworden.

 

Bei Top-Führungskräften muss man dieses Thema auch beim Aufsichtsrat verorten. Schauen die da drauf? Sind die da überhaupt kompetent? Oder lassen die sich auch von solchen Menschen manipulieren. Visionen und gewinnendes Wesen sind sexy und übertünchen die Psychose.

 

Ich schaue auch immer mit Schaudern auf Elon Musk. Der geht ja auch über Leichen für seine Vision. Der Mann mag zwar ein exzellenter Visionär zu sein, aber er ist auch ein Psychopath, der sich nicht im Griff hat und dem jede Art von sozialer Empathie abgeht. Wir werden sehen, wohin das führt.

 

Ich denke, dass man in Zukunft bei diesem Thema nicht mehr so entspannt sein darf. Solche Leute sind ein echtes operatives Risiko mit Totalschadenspotential. Da muss stärker hingeschaut werden. Man darf solchen Leuten ein Unternehmen nicht anvertrauen oder muss das dann irgendwann beenden.