Der Focus führt in die Irre

 

Bei meiner Morgenlektüre heute (Küche, Schlafanzug, 1.Tasse Kaffee) bin ich über einen Artikel im Focus erschreckt. Es ging um CBDC.

 

CBDC

 

CBDC ist das Akronym für Central Bank Digital Currency. Auf Deutsch: Digitales Zentralbankgeld.

 

Das ist eine relativ neue Idee, die vielfältige Auswirkungen hätte. Sie sind positiv, aber auch negativ. Das ist einen eigenen Beitrag wert, den ich in den nächsten Tagen mal aufbereiten werde.

 

„Krypto-Euro“

 

Das Üble an diesem Beitrag ist der Einstieg des Autors. Der Titel lautet „Kommt der Krypto-Euro? EZB könnte Strafzinsen dann problemlos durchdrücken“.

 

Zunächst ist da die etwas reisserische Überschrift. Das lassen wir durchgehen. Man muss die Leute ja zum Lesen motivieren. Aber der Autor setzt im weiteren Verlauf CBDC mit den so genannten Kryptowährungen gleich. Das ist ziemlich irreführend.

 

Kryptowährungen basieren – wie der Name schon sagt – auf kryptographischen Werkzeugen wie Blockchains und digitalen Signaturen. Bitcoin ist dafür das prominentestes Beispiel.

 

Zudem sind Kryptowährungen eher keine Zahlungsmittel, sondern eher Anlageinstrumente. Bitcoin ist in seiner Bedeutung näher an Gold als am Euro.

 

CBDC hat einen anderen Hintergrund. CBDC braucht keine kryptografische Ausgestaltung. Die klassischen Kontensysteme reichen völlig aus. Das ist auch sinnvoll, weil nur über die klassischen Kontensysteme die Zahlungsmittelfunktion auch wirklich schlank funktioniert. Und CBDC soll als Zahlungsmittel durch die Wirtschaft zirkulieren.

 

CBDC ist nicht als Anlageinstrument vorgesehen, maximal als sicherer Hafen.

 

Im Übrigen widerspricht die Idee von einem digitalem Zentralbankgeld fundamental dem dezentralen Ansatz von Distributed Ledger-Strukturen bei Kryptowährungen.

 

CBDC bringt ganz andere Herausforderungen

 

CBDC und Kryptowährungen haben eine Sache gemeinsam: Sie sind digital. Aber Digital und Krypto gleich zu setzen ist nicht ok.

 

Im Übrigen ist viel Zentralbankgeld schon heute digital. Das Buchgeld bei den Geschäftsbanken und die Guthaben der Geschäftsbanken bei der Zentralbank sind bereits rein elektronisch und damit digital.

 

Der Knackpunkt bei CBDC ist für meine Begriffe ein fundamentaler Wechsel in der Sichtweise auf Geschäftsbanken: Mit CBDC hat jeder Bürger die Möglichkeit ein Konto bei der EZB zu haben. Das ist der eigentliche Hammer. Und dieser Hammer hat eine ganz Latte von Folgen, die eine fundamentale Veränderung unserer Sicht auf Geschäftsbanken zur Folge haben wird und natürlich auch auf die Geldpolitik. Das wird noch eine muntere Diskussion werden.

 

Bis dahin lassen wir es dabei: Bitcoin und Konsorten sind Anlage- und Spekulationsobjekte und Euros in jeder Form erfüllen eine Zahlungsmittel- und Wertaufbewahrungsfunktion.

 

P.S.: Das halbstündige Video, das in den Beitrag im Focus eingebettet ist, mit dem Interview des Währungsexperten ist sehenswert.

 

Siehe auch:

 

https://www.focus.de/finanzen/boerse/rene_will_rendite/interview-mit-waehrungsexperten-ezb-arbeitet-an-krypto-euro-hohe-strafzinsen-lassen-sich-dann-einfach-durchdruecken_id_12197554.html

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Kryptow%C3%A4hrung

 

https://www.nzz.ch/meinung/vertrauen-ist-und-bleibt-die-hartwaehrung-zur-zukunft-des-geldes-ld.1538388