Es gibt kein Recht auf Zinsen (Teil 2)

 

Im Teil 1 dieses Beitrags habe ich ausgeführt, dass es kein Recht auf Zinsen gibt. Für die Deutschen als eine Nation von Sparern ist das seit Jahren besonders bitter. Es gibt nämlich keine Zinsen mehr.

 

Die Deutschen verweigern auch den Lernprozess und werden dabei auch von FinTechs wie Weltsparen und Zinspilot unterstützt.

 

Der Deutsche spart jetzt im Ausland

 

Die neuen Sparhelfer machen es für Deutsche möglich im Ausland Festgelder anzulegen, meist in Euro und meist mit Einlagensicherung bis 100.000 Euro. Hurra. Risikolos.

 

Auf den zweiten Blick ist aber auch da der Zins irgendwo zwischen 0,5% und 1,5%. Sicherlich besser als nix, aber vom Hocker haut einen das auch nicht.

 

Das Angebot wird aber sehr gut angenommen, was die These stärkt, dass die Deutschen das risikolose Sparen immer noch nicht aufgegeben haben.

 

Zeit für eine neue Perspektive

 

Man muss wohl zur Kenntnis nehmen, dass den Deutschen der Wunsch nach risikolosem Sparen nicht auszutreiben ist. Unter dem Aspekt der dritten Säule der Altersvorsorge ist es sogar zu begrüßen, wenn die Sicherheit von Renten und Pensionen durch einen auskömmlichen und sicheren Zins verbessert wird.

 

Hier die Idee: Vorzugsobligationen des Bundes.

 

Vorzugsobligationen kann man mit Vorzugsaktien vergleichen. Diese verbriefen auch Rechte, aber kein Stimmrecht. Für den Verzicht auf das Stimmrecht erhalten Vorzugsaktien aber ein Recht auf höhere Dividende.

 

Meine Vorzugsobligation ist ähnlich ausgestattet: Diese Obligation hat das Recht auf einen höheren Zins als eine normale Obligation, ist dafür aber nicht frei handelbar. Damit liegt sie in der Tradition von Bundesschatzbriefen.

 

Im Detail:

 

  • Diese Vorzüge sind nur für Privatkunden in Deutschland. Kriterium dafür könnte die Steuerpflicht des Kunden in Deutschland sein.
  • Auch Fonds oder Anlagen von Versorgungswerken oder Versicherungen, die als Kunden diese Privatkunden haben, sollten die Papiere kaufen dürfen.
  • Der Zugang ist weiter limitiert, damit nicht Großkäufer, wie Fonds, Einzelkunden den Rang ablaufen.
  • Bei der Zeichnung muss deshalb sichergestellt sein, dass eine Zuteilung fair erfolgt. Man könnte sich vorstellen, dass alle Zeichnungen von Privatkunden bis 5.000 Euro voll bedient werden, bevor Fonds bedient werden.
  • Auch Fonds müssen fair bedient werden. Auch dort muss die Zuteilung limitiert werden.
  • Nach der Emission können diese Papiere innerhalb der Community jederzeit den Besitzer wechseln. Das bedeutet, sie können nicht börsennotiert sein. Der Kauf und Verkauf erfolgen zum Nominalwert. Auch hier muss man dafür sorgen, dass ein gewisser Anteil wieder bei Privatkunden landet und nicht bei Fonds.
  • Die Verzinsung ist hoch und steuerfrei. Man könnte eine Höhe von 2% vereinbaren. Da diese steuerfrei ist, ist der Wert eigentlich bei 2,7% (Berücksichtigung von Abgeltungssteuer und SolZ).
  • Die Erträge belasten auch nicht die Freibeträge.
  • Man könnte sich auch vorstellen, dass der Zins variabel ist und immer 2% über dem Leitzins liegt.
  • Das Volumen und die Laufzeit muss man nochmal durchdenken. Volumen muss jedoch groß sein und die Laufzeit lang oder sogar unbegrenzt.
  • Für die Bundesrepublik ist das ein schlechtes Geschäft. Sie könnte sich viel billiger refinanzieren. Aber auf der anderen Seite würde der Bund damit die Sparkultur weiter fördern und die Altersvorsorge unterstützen - unabhängig von der EZB.
  • Wenn man das Thema marketingtechnisch gut verpackt, könnte man das den Bürgern als Solidarpakt von Staat und Bürgern vermitteln.
  • Die Abwicklung könnte wie bei den Bundesschatzbriefen über die Finanzagentur geschehen. Die Sicherstellung, dass Limitierungen eingehalten werden, liegt in der Verantwortung der Depotbanken. Gegebenenfalls braucht man dafür auch das BZSt. Das übernimmt auch schon bei der Auslastung der Freibeträge eine zentrale Funktion.
  • Die Seiteneffekte sind natürlich durchaus relevant. Ob das die klassischen Obligationsmärkte alles gut finden, ist eine relevante Frage.
  • Die Auswirkung auf den Haushalt des Bundes ist natürlich relevant. Die Zinslast steigt. Am Ende tragen damit alle Bürger diese Wohltat, auch wenn sie diese nicht nutzen. Das halte ich für annehmbar.

 

Diese Idee hat mit Sicherheit noch viele Wenn und Aber. Sie sollte ja auch nur ein Impuls sein, um dem Zinsthema konstruktiv zu begegnen.

 

Es wird eine Idee bleiben

 

Dass diese Überlegungen eine Chance haben, halte ich für illusorisch. Das sollte aber niemanden daran hindern kreativ und unkonventionell zu denken. Manchmal erzeugt das auch Dynamik und bewirkt doch etwas.

 

Siehe auch:

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Bundesschatzbrief

 

https://www.bzst.de/DE/Unternehmen/Kapitalertraege/KontrollverfahrenFreistellungsauftraege/Kontrollverfahren_Freistellungsauftraege/kontrollverfahren_freistellungsauftraege_node.html

 

https://www.deutsche-finanzagentur.de/