Eine neue Hoffnung

 

Ja, das ist der Titel des ersten (eigentlich vierten) Teils der Kino-Saga „Star Wars“. In diesem Epos ist die Lage der Galaxie eigentlich hoffnungslos. Die Rebellen kämpfen einen ungleichen Kampf gegen das Imperium. Doch dann gibt eine kleine Sache wieder Hoffnung …

 

Wer gelegentlich mal hier reinliest, kann den Eindruck gewinnen, dass ich die Lage der Banken aussichtslos finde. Stimmt. Ja, ich bin sehr pessimistisch. Aber: Dann muss man auch Entwicklungen, die hoffnungsfroh machen, gebührend hervorheben.

 

Ausbruch aus der Enge

 

Das ist mir nun passiert. Ein Beitrag im von mir sehr geschätzten Bank Blog von Hansjörg Leichsenring hat mich angefixt.

 

Da haut der Vorstandssprecher der Fiducia & GAD IT AG, Martin Beyer, mal so richtig einen raus. Es ist einfach so gut, dass ich es am liebsten mit Copy & Paste hier verewigen würde. Aber das lasse ich lieber. Dann lieber ein Link.

 

Es ist ein Ausbruch, eine radikaler Strategiewechsel. In dem Beitrag steht unter der Überschrift „Mehrwert auch jenseits klassischer Bankdienstleistungen“ wirklich interessantes. Im Wesentlichen definiert Herr Beyer die Digitalisierungsziele seines Verbundes sehr klar jenseits der Elektrifizierung von klassischen Bankprozessen. Er befindet sich damit in einer Linie mit meiner Sicht im Beitrag „Schumpeter und die Finanzdienstleistungsindustrie“, wo ich ausführe, dass Digitalisierung im Schumpeterschen Sinne auch Branchengrenzen pulverisiert.

 

Herr Beyer greift das unbewusst auf, in dem er ausführt, dass „die Volks- und Raiffeisenbanken ihre Kunden künftig in ganz verschiedenen Lebensbereichen mit einem maßgeschneiderten Serviceangebot begleiten“ sollen. Das ist ja mal eine Ansage.

 

Er konkretisiert diese Idee auch noch ein wenig. Zunächst führt er den Begriff des regionalen Ökosystems ein. Ökosystem ist ja ein moderner Begriff für eine ganzheitliche (digitale) Zusammenarbeit in Wertschöpfungsprozessen. Er verwendet dann auch noch den etwas veralteten Begriff des „Digitalen Marktplatz“. Und der Betreiber ist die Bank!

 

Regionaler Fokus macht für die Volks- und Raiffeisenbanken sehr viel Sinn, da sie immer nur regional arbeiten. Aber, er ist auch tatsächlich sinnvoll. Viele Lebenssituationen brauchen keinen globalen Ansatz.

 

Im Kern heißt das dann, dass die Bank aus dem finanziellen Teilausschnitt des Lebens ihrer Kunden herauswachsen soll in einen Gesamtansatz der Unterstützung. Damit soll die Kundenbindung erhöht werden. Der Begriff „Lebensbegleiter“ fällt.

 

Ich habe in früheren Beiträge ausgeführt, dass Banken durch die Digitalisierung nicht mehr ein Lebensschwerpunkt der Menschen sind, sie dadurch Relevanz und Bedeutung verlieren. Banken werden zunehmend von anderen Lebensmittelpunkten verdrängt. Was Herr Beyer vorschlägt, ist nichts anderes als die Lebensrelevanz der Banken wieder zu erhöhen, indem sie aus ihrem engen Finanzfokus ausbrechen. Und die Digitalisierung ist eine Chance dazu.

 

Das ist es! So kann es gehen.

 

Der schlechte Teil der Nachricht

 

Dieses Ökosystem muss weitgehend digital funktionieren. Das wird eher indirekt ausgesprochen in dem Beitrag. Damit ist eines der Kernprobleme der Filialbanken noch nicht wirklich adressiert, nämlich die Filialen. Man muss sehen, ob die Filialen dann Showrooms der Lebensbegleitung werden. Ich denke, eher nicht.

 

Aber da muss man dann noch ein wenig drüber nachdenken.

 

Ein weiter Weg

 

Der Weg zu diesem Ansatz ist extrem aufwändig. Die Strukturen für solche Ökosysteme aufzubauen, ist Neuland für die Banken, auch für die Fiducia, und ist nicht trivial. Da es ja auch weitgehend regional sein soll, gibt es kaum Skaleneffekte nach dem Motto „ein Lieferant für alle Banken in Deutschland“.  Man verhandelt mit jedem Installateur oder Tischler separat.

 

Hinzu kommt, dass man dafür eine geeignete technische Plattform braucht. Man kann mal in die alten Marktplatzprodukte reinschauen, aber da ist die Zeit sicher auch drüber weggegangen. Das scheint mir ein Großprojekt zu sein, das dauern wird.

 

Einer der größten Probleme sehe ich darin, dass die Konkurrenten (die anderen Lebensmittelpunkte) einen viel kürzeren Weg haben. Sie brauchen in er Regel nur noch Finanzen drauf zu satteln oder sind eigentlich fast so weit (Check24). Der Ansatz von Herrn Beyer befindet sich also im schnellsten Rennen der Welt und er steht leider weit weg von der Pole Position.

 

Nichtsdestotrotz, der Anfang ist gemacht. Vielleicht kehren die Jedi-Ritter wirklich irgendwann triumphal zurück. Viel Erfolg, Herr Beyer.